iranische Religionen.

iranische Religionen.
iranische Religionen.
 
Über die frühen Religionen der Iranier gibt es unterschiedliche Theorien, denn ihre Erforschung geht vorrangig von einem heterogenen Textkorpus, dem nicht vollständig erhaltenen Avesta, von nicht einheitlichen religionswissenschaftlichen Modellen und von Vergleichen mit der vedischen Religion aus. Enge Beziehungen zur Letzteren müssen die frühen iranischen Religionen besessen haben. Erst durch die »Gathas« des Zarathustra (wohl Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr.), des Reformators der iranischen Religionen, lassen sich gewisse Vorstellungen der vorzoroastrischen iranischen Religionen gewinnen. Zarathustra brach mit der alten Götterwelt der Iranier, welche die moderne Wissenschaft in drei Klassen (herrschaftliches, kriegerisches und nährendes Prinzip) geordnet versteht, und setzte an ihre Stelle Ahura Masda, der sich über gute und schlechte Geister erhebt, welche sich streng dualistisch gegenüberstehen. Die Lehre von einem allmächtigen und allgebenden Gott Ahura Masda wurde zur religiösen Staatsdoktrin unter den Achaimeniden, wie die Inschriften von Dareios I. (522-486 v. Chr.) zeigen. Ihrer zentralisierten Staatsauffassung entsprach eine Zentralisierung der Götterwelt: Das Überirdische (Amescha spentas) war Ahura Masda, das Irdische dem persischen »König der Könige« zugeordnet.
 
Aber selbst in der Zeit des Dareios konnte sich diese »monotheistische« Vorstellung nicht durchsetzen, wie Opfertäfelchen aus dem Palast dieses Großkönigs zeigen, auf denen Gaben des Hofes an eine Vielzahl von Göttern, auch nichtiranische, verzeichnet sind; und schon unter seinen Nachfolgern begegnen auf königlichen Inschriften neben Ahura Masda aus vorzoroastrischer Zeit der Lichtgott Mithras und die Fruchtbarkeitsgöttin Anahita. Die Vermischung der »reinen« Lehre des Zarathustra mit älteren Schichten der iranischen Religionen charakterisieren auch das »heilige« Buch der Zoroastrier, das vielfach überarbeitete Avesta.
 
Noch in nachachaimenidischer Zeit kam Ahura Masda im Pantheon der Iranier eine bedeutende Rolle zu, und nach den religiös toleranten und vom Hellenismus beeinflussten Parthern entstand unter den Sassaniden im 3. Jahrhundert n. Chr. eine zoroastrische Reichskirche, der es mehr an Orthopraxie als an Orthodoxie gelegen zu haben scheint. Gegen diese Reichskirche, deren Lehren nur schwer rekonstruierbar sind, wandte sich der Gründer einer weiteren Religion iranischen Ursprungs, Mani, der mit seiner vom iranischen Dualismus tief geprägten synkretistischen Lehre das Erbe aller Religionsstifter vor sich antreten wollte und Anhänger weit über Iran hinaus fand.
 
Als eine Bewegung innerhalb des Manichäismus, oder zumindest von ihm stark geprägt, wird die sich auf den wissenschaftlichen schwer nachweisbaren Mazdak zurückgeführte Lehre betrachtet, von der wir nur durch spätere muslimische Autoren erfahren, Autoren, die Angehörige der Religion waren, der sich seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. mehr und mehr Iranier zuwandten und die seit dem 16. Jahrhundert im Gewand der Schiiten die iranische Form des Islam wurde.
 
 
H. S. Nyberg: Die Religionen des alten Iran (a. d. Schwed., 1938, Nachdr. 1966);
 M. Eliade: Gesch. der religiösen Ideen, Bd. 1 (a. d. Frz., Neuausg. 21994).

Universal-Lexikon. 2012.

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